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1. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 57

1914 - Düsseldorf : Schwann
57 der Nacht bleiben durfte, hatten den Bau betrieben, um regelmig in Frth nchtigen zu knnen. Die Eisenbahn hatte erst manche Vor-urteile zu berwinden; die bayrische Medizinalbehrde verlangte z. B. die Abschlieung der Bahndmme durch hohe Bretterzune, damit der Anblick des eilenden Zuges die Zuschauer nicht schwindlig mache. Als erste grere Bahn folgte 1839 die Linie Leipzig-Dresden, und fast gleichzeitig erhielt Preußen den ersten Schienenweg zwischen Berlin und Potsdam. Bis 1850 gab es in Deutschland schon 4000 km Bahnstrecke; gegenwrtig betrgt die Gesamtlnge der deutschen Linien gar 62 000 km. 38 000 km entfallen davon auf Preußen. Und die gesamten Eisenbahnen der Erde erreichen an Lnge ungefhr ihren fnfundzwanzigfachen Umfang am quator. Eine ungeheure Entwicklung! Der Verkehr ist in der ganzen Welt durch die Eisenbahnen von Grund aus umgestaltet worden, und vor der Bedeutung, die ihre Einfhrung fr das Vlkerleben hat, treten alle politischen Ereignisse des neunzehnten Jahrhunderts weit zurck. Welche Bedeutung hat die Eisenbahn fr den Personen- und Gter^ verkehr? fr Stadt und Land? fr Volksernhrung und Krieg? Welche besondere Rolle spielte sie fr Preußen und die deutsche Einigung? 76, Der Telegraph. Eine vlkerverbindende Erfindung war auch die des elektrischen Telegraphen (= Fernschreiber). Er wurde 1833 von den Gttinger Professoren G a u und Weber erfun-den. Die beiden Gelehrten verbanden zuerst durch einen sast 1 km langen Leitungsdraht das physikalische Kabinett und die Stern-warte ihrer Universitt. Der Amerikaner Morse vervollkommnete die Erfindung durch den noch gebruchlichen Schreibapparat. Schon vor der Mitte des Jahrhunderts war der Telegraph allgemeiner ver-breitet; 1866 wurde das erste Kabel", d. h. Strang, durch den Ozean nach Amerika gelegt, und heute umspannt der elektrische Draht den ganzen Erdball. In neuerer Zeit gewinnt neben dem Telegraphen das Tele-p h 6 n (Fernsprecher), das im Jahre 1851 der Lehrer Reis in Gelnhausen erfand, im Verkehrsleben eine immer grere Be-deutung. Welche Rolle spielen Telegraph und Telephon im Privatleben, bei Unglcksfllen, fr Handel und Eisenbahnbetrieb, Zeitungswesen, Polizei und Gericht, vor allem im Kriege? Was versteht man unter dem frher gebruchlichen optischen Telegraphen? Was ist drahtlose Telegraphie?

2. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 112

1912 - Leipzig : Hirt
J12 Vi. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms Ii. kraft, zur Erfindung zahlreicher Maschinen, zu einer groartigen Ent-Wicklung der Fabrikttigkeit und der gesamten Industrie. Deren Folgen sind wiederum die Ausbreitung des Handels und der zunehmende Wohl-stand der Bevlkerung. Die Ersindung vieler Maschinen hat die menschliche Arbeit vereinfacht; mancher Gebrauchsgegenstand, der frher mit der Hand angefertigt wurde, wird jetzt durch die Maschine rascher und billiger hergestellt; die hier berflssig gewordenen Arbeitskrfte stellen Industrie und Handel in ihren Dienst. Das gewaltige Eisenbahnnetz, der ausgedehnte Post-, Telegraphen- und Fernsprechdienst beschftigen ein groes Arbeiter- und Beamtenheer. So hat sich das Gebiet der menschlichen Ttigkeit bedeutend erweitert und das Arbeitsfeld verschoben. Natrlich knnen bei so widerstreitenden Interessen nicht alle Wusche befriedigt werden, und es bedarf einer geraumen Zeit, um die Ansichten zu klren und gute, lebensfhige Einrichtungen zu schaffen. Nordsee und Ostsee sind durch den Kaiser-Wilhelm-Kanal ver-bnnden worden. Der Reichstag hat ein neues, seiner wrdiges Gebude bezogen und darin ein gemeinsames Brgerliches Gesetzbuch fr alle Staaten des Deutschen Reiches zum Abschlu gebracht. Damit ist durch vereinte Ttigkeit der verbndeten Regierungen und des Reichs-tages dem deutschen Volk ein kostbarer Besitz gewonnen, der ihm im Lauf einer tausendjhrigen Geschichte noch niemals vergnnt war. Das neue gemeinsame Recht wird ein neues, starkes Band um die deutschen Stmme schlingen." (Kaiserliche Thronrede vom G. Mai 1898.) So schreiten auf allen Gebieten die Werke des Friedens rstig weiter. Man wird kaum einen Verwaltungszweig bezeichnen knnen, weder auf dem Gebiete der geistigen noch auf dem der materiellen Kultur, der im neuen Deutschen Reiche feit seiner Begrndung nicht eine erfreuliche Entwicklung erfahren htte." Druck von Karl Marquart in Leipzig.

3. Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart - S. 46

1912 - Leipzig : Hirt
46 Iii. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms Iii. Friedrich Krupp grndete in derselben Zeit seine berhmte Gu-stahlsabrik in Essen, die unter seinem Sohne Alfred Krupp Weltruhm erlangte, nicht nur durch ihre Fabrikate, sondern auch durch die vor-bildliche Frsorge der Firma sr die Arbeiter. Friedrich Harkort baute in der westflischen Mark ein Kupferwalzwerk, eine Lederfabrik, eine Maschinenfabrik, eine Eisenhtte. Diese industriellen Anlagen lieferten einen groen Teil der Befrachtung fr die neuen Dampfschiffe. Der Schiffahrtsverkehr nahm zu, als Holland im Jahre 1831 die Zlle an den Mndungen des Rheins aufhob. Jahrelang hatte die preuische Re-gierung vergeblich Verhandlungen mit Holland wegen Aufhebung dieser Zlle gefhrt. Nach den Abmachungen des Wiener Kongresses sollte die Schiffahrt auf dem Rheine frei sein; aber Holland erklrte, die Rhein-mndungen seien nicht mehr der Rhein. Erst als die preuische Re-gierung zu Cln den Rheinstapel errichtete, wo alle Waren umgeladen werden sollten, bequemte sich Holland zur Freigabe der Mndungsarme des Rheins. Friedrich Harkort machte sich auch um den Bau von Eisen-bahnen verdient. Der Englnder George Stephenson ist der Erfinder der Lokomotive, der er nach jahrelangen Versuchen 1825 eine zukunftssichere Einrichtung und Verwendung gab. In demselben Jahre wurde in England die erste Eisenbahn erffnet, in Deutschland erst 1835 die Linie Nrnberg-Frth, 1839berlin-Potsdamundleipzig-Dresden. Die Eisen-bahnglocke lutete die Sterbestunde der Postkutsche und des schlag-baumes ein. Das Schlieen der Stadttore am Abend hatte keinen Zweck mehr, als die Eisenbahn die Fahrgste auch während der Nacht in die Städte brachte. Die mittelalterlichen Stadtmauern fielen, einzelne Tore sind als Baudenkmler erhalten geblieben. Die Eisenbahn hatte anfangs viele Gegner; manche Städte wollten keinen Bahnhof haben; der Stand der Fuhrleute und die Fuhrmannswirte eiferten dagegen; sogar fortschrittlich gesinnte Männer meinten, die Erfindung habe keine Zukunft. Es bedurfte wirklich treibender Krfte, wie Harkort eine war, um dem Eisenbahnbau die.wege zu ebnen und die Vorurteile zu zer-streuen. Besonders machte Harkort auf die Bedeutung der Eisenbahnen im Kriegsfalle aufmerksam. Er schrieb: Die Kunst der Feldherren neuerer Zeit besteht darin, rasch groe Streitmassen nach einem Punkte zu bewegen; während ein preuisches Korps sich von Magdeburg nach Minden oder Kassel begibt, erreicht in derselben Zeit ein franzsisches Heer von Straburg aus Mainz, von Metz aus Koblenz, von Brssel aus Aachen; wir verlieren also zehn Tagemrsche, die oft einen Feldzug entscheiden. Diesen Nachteil wrde die Eisenbahn heben, indem 150 Wagen eine ganze Brigade in einem Tage von Minden nach Cln schafften, wo die Leute wohl ausgeruht mit Munition und Gepck eintrfen ..." Ein andrer einflureicher Frderer des Eisenbahnbaues ist David Hanse-

4. Neuere und neueste Geschichte - S. 64

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
reich geschlossen. Der Erzherzog Karl verjagte die Franzosen aus Deutschland und der Schweiz, und der russische General Suwar ow erfocht Sieg auf Sieg in Italien. Das Erscheinen Napoleons wirkte lvie ein Zauberschlag. Mit Jubel empfingen die Franzosen ihren berühmten Feldherrn, und wie im Triumphe zog er iu Paris ein. Er stürzte das Direktorium, 1799, und machte sich zum ersteu Konsul. Gleich seinem Lieblingsvorbilde Hannibal ging er hieraus mit einem Heere über die Alpen, schlug die Österreicher bei Marengo, 1800, und zwang den Kaiser zu dem Frieden von Lüueville, 1801. Moreau hatte bei Hohenlinden den Erzherzog besiegt. Das deutsche Reich mußte alle Länder links des Rheins an Frankreich abtreten. Die deutschen Fürsten, welche hierbei Länderstriche verloren, wurden durch deu Reichsdeputationshauptschluß, 1803, mit den Gebieten der geistlichen Fürsten und Reichsstädte entschädigt. Außerdem wurden viele Reichssürsteil zu Unterthanen größerer Landesherreil erklärt (mediadisiert). Auch Preußen ward jetzt für seine Verluste links des Rheines reichlich bedacht. Bald nach dem Frieden zu Lüneville wurde auch mit den übrigen Staaten der Friede abgeschlossen. 4. Napoleon i., Kaiser der Franzosen, 1804—1814. Jetzt trat eine Zeit der Ruhe ein. Napoleon widmete seine Sorge der inneren Verwaltung des Landes. Er führte die Feier der öffentlichen Gottesdienste wieder ein, gründete Schulen und beförderte den Handel, insbesondere durch Anlegung von Straßen und Kanälen. Für diese Verdienste wnrde er vom Senate znm Konsul aus Lebenszeit ernannt. Dem Ruhmsüchtigen war es nun eiu Leichtes, den letzten Schritt zur Alleinherrschaft zu thun. Eine angebliche Verschwörung, infolge deren Moreau verbannt wurde, mußte ihm den Weg zum letzten Ziele bahnen. Der Senat bot ihm die Kaiserkrone an. 1804 ließ er sich in Paris vom Papste salben, und bald darauf fetzte er sich iit Mailand die eiserne Krone der Lombarden aus. 5. Neuer Krieg mit Österreich, 1805. England, Rußland und Österreich schlossen eine neue Verbindung (3. Koalition) gegen Frankreich. Preußen blieb neutral. Baiern, Württemberg und Badeu gingen sogar mit Frankreich. Sofort überschritt Napoleon den Rhein, nahm den österreichischen General Mack bei Ulm ge-sangen und zog bald darauf in Wien ein! Die Österreicher zogen sich nach Mähren zurück, wo sie sich mit den anrückenden Russen vereinigten. Die Kaiser Franz und Alexander befanden sich bei ihren Truppen, weshalb Napoleon die nun folgende Schlacht bei Austerlitz, 1805, die Dreikaiserschlacht nannte. Die Franzose« siegten. In dem nun folgenden Frieden zu Preß bürg trat Österreich seine venetianischen Besitzungen all Italien, Tyrol an Baiern, seine schwäbischen Besitzungen an Württemberg und Baden

5. Bd. 9 - S. 415

1846 - Braunschweig : Westermann
413 Kaisertums bis zum Brand von Moskau. den Theil Geldcrns, der am linken User der Waal liegt, abtreten. Da- gegen garantirte der Kaiser die Integrität Hollands nach den durch diesen Vertrag bezeichneten Grenzen. Aber gegen den Uebcrgewaltigen half kein Nachgeben und kein Vertrag. Seine Näuberhand blieb ausgestreckt zur Ergreifung Hollands. Die fran- zösischen Truppen verbreiteten sich im Lande. Schon näherten sie sich der Hauptstadt. Da legte der edle Ludwig, durch solche That die Tyrannei des Bruders vor der Welt anklagend, seine Krone nieder (1. Juli), zu Gunsten sciiies ältesten Sohnes, wie die Urkunde lautete, und mit Ernen- nung seiner Gemahlin zur Reg cutin. Er selbst verließ das gleich, und wählte sich in Oestreich eine Freistätte. Gleich darauf verkündete Napoleon die Vereinigung Hollands mit Frankreich (9. Juli). Die Verfü- gung Ludwig's über den holländischen Thron könne ohne des Kaisers Geneh- migung keine Giltigkeit haben; und es sey dem Interesse Hollands selbst, das da längst seine Unabhängigkeit verloren, gemäß, dem großen Reiche ein- verleibt zu werden. Frankreich aber bedürfe der Seemacht Hollands zur Ausführung seiner großen Entwürfe. Solche Gründe scheuten sich die Red- ner der Negierung und des Senates nicht als Rechtfertigung des Raubes vor der civilisirten Welt auszusprecheu, die Unterjochung derselben also noch durch Hohn verschärfend. Holland ward hierauf in 7 (mit Einschluß des früher losgerissenen Theiles in 8) Departemente getheilt und zum Size eines Groß- würdenträgers als Generalstatthalters, auch Amsterdam zur dritten Stadt des Reiches erklärt; nebenbei aber die öffentliche Schuld auf ein Drittheil hrrabgcsezt und durch Einführung der Konscription das Kaufmannsvolk zu Kricgsknechtcn des Eroberers gemacht. Fast gleichzeitig ward das Ländchen Wallis, welches kurz vor der Ver- mittlung der Schweiz (1802) zur eigenen Republik war erklärt worden, ver- schlungen vom großen Reich (11. Nov.). Die Unkosten der Simplonstraße, überhaupt der Vortheil Frankreichs, war auch hier die uuverholen er- klärte Ursache. §. 53. Einverleibung der Hansestädte mit den Ems-, Weser- und Elbe-Mündungen. Wiederholt und feierlichst, ja noch allerjüngst bei den Verhandlungen mit Holland, war ausgesprochen worden, Frankreichs Grenzen würden niemals

6. Bd. 9 - S. 470

1846 - Braunschweig : Westermann
467 bis zur Stiftung der heiligen Allianz. Dagegen ward, wie in heiterer Laune, die N e p u b l i q u e t t e S t. M a- rino, die freilich nicht gefährlich scheinen konnte, als Freistaat erhalten. In Unter-Italien ward anfangs Murat als König von Neapel, ja noch mit verheißener Gebietserweiterung, Ferdinand Iv. aber als Herr blos von Sicilien anerkannt. Der unbesonnene Krieg des Ersteren wider Oestreich bewirkte, ohne weiteren Rechtsgrund, die Wiederherstellung der bour- bonischen Macht über beide Sicilien. Eine hochwichtige politische Schöpfung, aus ähnlichen Gründen, wie die Vergrößerung Sardiniens fließend, war die Errichtung des König- reichs der Niederlande zu Gunsten des Hauses Oranien. Das hol- ländische Volk hatte gleich nach Vertreibung der Franzosen seinen ehemaligen Erbstatthalter zurückgerufen, und zwar als „ so uv er ai n en Fürsten" (dergleichen zu ernennen der Politik der Koalition nicht minder, als jener Napolcon's entsprach); jezt ward ihm auch Belgien und einiges französische Grenzland zugcschieden, damit er eine starke Vorhut bilde gegen das gefürch- tete Frankreich. Auch das zum teutschen Bund geschlagene Großherzog- thum Luxemburg ward ihm ertheilt, dessen Hauptstadt jedoch zur Bundcs- seste erklärt. Ohne irgend einen Rechtsanspruch ward also das Haus Oranien an Macht und Glanz erhöht, blos zum Frommen der gemein-europäischen Sache., Diese allerdings großartige Idee ward aber in der Ausführung ver- derbt, indem mau nicht nur das System der Naturgrcuzcn kleinmüthig aufgab, sondern auch einerseits das teutsche westrheinische Land, die gegen das gefährliche Frankreich am wenigsten gedeckte Grenze, durch die bi- zarrste Zersplitterung unter die verschiedensten Herrschaften jeder selbstständigen Kraft beraubte, anderseits durch die Dcrsezung Preußens an die Maas und Mosel vielfach bedenkliche Berührungspunkte schuf. Man vergaß zu- gleich, oder unterließ absichtlich, bei der freigebigen Ncbcrlassung der Nh ein- und Maas-Länder an das neugeschaffene Königreich, zu Gunsten Tcutsch- lands, welchem chcdesscn der burgundische Kreis angehöret, wenigstens die freie Schifffahrt bis in's Meer zu bedingen, oder man that es unter jo schwankenden Ausdrücken, daß die illiberalste Besteuerung und Sper- rung in dem Wortlaut des Traktats eine willkommene Schuzwehr findet. 8- 24. Ucbrigc Staaten und andere Bestimmungen. Die Erwerbungen Englands wurden wenig oder gar nicht aus dem 30'

7. Bd. 9 - S. 472

1846 - Braunschweig : Westermann
r bis zur Stiftung der heiligen Allianz. 469 Eine Menge geringfügiger Bestimmungen, theils über kleinere Territorial- Abtretungen und Ausgleichungen, theils über andere Punkte, wie über die Pensionirung des Fürsten Primas, über die Domainen in Fulda, über die Abfindung des Grasen von Pappenheim, über den wegen Bouillons erhobenen Streit, über den Rang der verschiedenen diplomatischen Agenten u. s. w., und was sonst noch die 12t Artikel der Kongreßakte minder Wich- tiges enthalten, lassen wir unberührt. Bcmerkenswerth jedoch waren die Be- schlüsse über die Abschaffung des Sklavenhandels und über die freie Fluß- schifffahrt, namentlich auf dem Rhein mit dessen Nebenflüssen und auf der Schelde, deren erster, alles Eifers ungeachtet, womit England (aus Kommerzial-Gründen, keineswegs aus rein humanen) die Sache betrieb, nur sehr lau und unbestimmt lautete, der andere aber zwar einige Stapelrcchte aufhob, dagegen in der Hauptsache nur leere Erwartungen erregte. Einige Anträge zu nachdrücklichen Verfügungen gegen die afrikanischen Seeräuber hatten keinen Erfolg, wie noch mehrere andere gemcinuüzige Anregungen. Die Bestimmung der teutschen Angelegenheiten, als eines Haupt- theiles der Kongreß-Berathungen, auch größtentheils mit in die Kongreß- akte aufgenommen, erheischt eine gesonderte Darstellung. Die viclumfassende Akte kam also nach mancherlei Zögerungen, Anständen und oft trüben Entzweiungen zu Stande, wirksamst gefördert durch Na po- le on's Wiedererscheinen auf Frankreichs Boden. Augenblicklich brachte der gemeinsame Schrecken eine erwünschte Uebereinstimmung hervor, man verstän- digte sich jezt wenigstens über die Hauptpunkte; und, nach Verabredung der kräftigsten Maßregeln gegen den furchtbaren Feind, unterzeichneten (9. Juni) sieben Mächte, Oestreich, Frankreich, England, Portugal, Preußen, Rußland und Schweden, die denkwürdige Akte. Spanien verweigerte die Unterschrift, wegen der Verfügung über Parma grollend, und der hei- lige Vater prvtestirte dagegen, wie einst gegen den westphälischcn Frieden. §. 28. Der teutsche Bund. Deutschland hatte den meisten Anspruch auf die heilende Fürsorge des Kongresses. Deutschland, ohne alle seine Schuld in den unseligen Revo- lutionskricg hineingerissen, seit einer Reihe von Jahren die mißhandelte Kriegs-

8. Bd. 9 - S. 157

1846 - Braunschweig : Westermann
186 Viertes Kap. Der Nationalkonvent. liehe Brandschazungcn, Lieferungen ohne Zahl und Maß wurden von den Besiegten erpreßt, und was die Raubsucht übrig ließ, fiel der Zcrstörungs- lust anheim. „Wir haben" — also rühmten sich die Kommissarien, welche die Pfalz ausgeleeret ■— „wir haben den Bewohnern blos die Augen ge- lassen, um zu weinen." — Persönliche Mißhandlung machte den Jammer voll. Daher sah man jezt ganze Schaaren fliehender Familien mit den zurück- getriebenen teutschen Heeren ziehen. Die Ufer des Rheins erschallten vom Wehklagen der Unglücklichen. Des Herzogs von Braun schweig Manifest brachte solches Unglück den Teutschen. §. 18. Fortsezung. Eroberung Hollands. Aber am glänzendsten war Pichegru's Feldzug in Holland. Gleich nach der Eroberung des östreichischen Flandern war dieser Heerführer in die Generalitätslande gedrungen, hatte Sluys erobert, sodann den Herzog von Uork in mehreren Treffen geschlagen, Herzogenbusch eingenommen, den Feind über die Maas zurückgedrängt, hierauf Venloo, das starke Nimwegen (29. Okt.) mit anderen Festen gewonnen und das Herz der Republik bedroht. Was in einer früheren Zeit Ludwig's Xiv. und seiner Verbündeten stolze Macht vergebens gegen das plözlich überfallene Holland versuchte, das führte zum Erstaunen der Welt der neufränkische Feldherr mit einer mäßigen Macht wider den wohlgcrüstctcn und vielseitig unterstüztcn Erb- statthaltcr binnen 3 Wochen aus. Aber gegen Ludwig hatten Freiheits- und Vaterlandsliebe des Volkes in begeistertem Kampfe gestritten, und ein popu- lärer Held hatte es angeführt. Pichegru fand in demselben Volke seinen nüzlichsten Alliirten wider den Erbstatthalter, welchen vor Kurzem die aus- wärtigen Waffen dem entzweiten Lande zum Herrscher aufgedrungen; und nim- mer war es eines Prinzen Wilhelm Geist, der die Vertheidigung lenkte. Auch das Glück begünstigte den neufränkischen Heerführer. Eine strenge Winterkälte bedeckte die Ströme und die überschwemmten Grenzlande mit Eis. Der Weg in's Herz von Holland war gebahnt. Also brach Pichegru, nach- dem während kurzer Waffenruhe einige ftuchtlose Unterhandlungen waren ge- pflogen worden, auf der langen Linie von Nimwegen bis Breda plözlich in das von Furcht und Hoffnung bewegte Land (27. Dez.), eroberte den bommeler Waard, die Langcstraat, die Linie von Breda, die schon !

9. Bd. 9 - S. 158

1846 - Braunschweig : Westermann
157 Viertes Kap. Der Nationalkonvent. früher angegriffene Feste Grave. Bald wurde, unter blutigen Gefechten, die Waal übersczt (5. und 10. Jänn. 1795), die Macht der Engländer und Oestreicher, welche dem Erbstatthalter beistand, allenthalben geschlagen, end- lich von den Holländern völlig getrennt und über den Leck, über die Ussel zurück auf teutschen Boden geworfen. Jezt hörte der Kampf auf. Der Erbstatthalter legte schon am 17. Januar in der Versammlung der General- staaten für sich und seine Söhne alle bürgerliche und Militärgcwalt nieder, und floh nach England. Den Befehlshabern der Festen und Heere wurde sofort verboten, den Franzosen sich zu widersezeu, in allen Städten des Lan- des aber — in Leyden zuerst (19. Jänner) — erhob sich die Partei der „Patrioten", und stürzte der Aristokraten verhaßtes Reich. Stellver- treter des batavischen Volkes traten im Haag zusammen; es wurden Frei- hcitsbäume gepflanzt, die Volkssouverainetät und die Menschenrechte verkündet, die Würde des Erbstatthalters sammt der ganzen Verfassung von 1787 abge- schafft (3. Februar 1795). Das ganze Land, alle Festen, Hafen, Flotten ergaben sich dem Sieger. Auch viel englisches Gut ward erbeutet; das ver- bündete Heer aber wich hinter die Ems und gegen die Weser zurück. Vortrefflich nüzte Frankreich diese unschäzbarc Eroberung. Die Ein- verleibung hätte den Nationalstolz empören mögen; also ward Holland zum abhängigen Bundcslande gemacht, eine Tochterrcpublik, der gewaltigen Mut- ter, deren Verfassung sie in den Hauptzügen annehmen mußte, zu Schuz und Truz verbündet (16. Mai). Kein llnterschied der Stände, keiner der ehema- ligen Provinzen blieb; das eine, batavische Volk, nach Distrikten inur- versammlungcn sich vereinigend, ward zum Souverain erklärt; die gesczgc- bende Gewalt hierauf einem in zwei Kammern getheilten Körper von freige- wähltcn Repräsentanten übertragen, ein Direktorium von 5 Personen mit der vollstreckenden bekleidet. Also lautete das dem damaligen französischen nach- gebildete Verfastungsgcsez, welches dann auch, so wie neue Nmschaffungcn des ersten stattfanden, sich jedesmal der entsprechenden Veränderung fügte. Doch nicht umsonst erhielt Holland seine Freiheit und seinen Frieden. Holländisch-Fl andern, Venloo, Ma'stricht, mit den übrigen Be- sizungen längs der Maas mußten abgetreten werden an Frankreich — doch mit der Hoffnung eines Ersazcs bei'm künftigen allgemeinen Frieden. Dane- den wurden 100 Millionen Gulden für die Kriegskosten, auch die Ocffnung der Schelde und der gemeinschaftliche Gebrauch des Hafens von Vliessin-

10. Bd. 9 - S. 251

1846 - Braunschweig : Westermann
250 Sechstes Kap. Das Direktorium. Spessart trieb der Landsturm, unter dem mainzische» Minister Al bi ui, die republikanischen Räuber zurück. Aber in der Schweiz geschah zu derselben Zeit ein entscheidender Schlag, welcher Frankreich rettete. Masse na, gleich listig als kühn, hatte geeilt, ihn gegenkorsakow und Hohe zu vollbringen, bevor der gefürchtete Snwarow mit ihnen sich verbände. Daher sie! er mit Ungestüm über die Stellungen Korsakow's bei Zürich her, während auch Hohe, der östrei- chische Feldherr, bei Shänis und Uh nach mit Ucbcrmacht angegriffen ward. Der tapfere Hohe siel am Anfange des Kampfes; sein Heerhaufen ward nach St. Gallen getrieben (25. Sept.); Korsakow aber, des Landes ganz unkundig, sah mit Schrecken seine Linien von den über die Lim Math stürzenden Franken durchbrochen und seinen rechten Flügel abgeschnitten. Des folgenden Tages ward Zürich erstürmt (26. Sept.); und das russische Heer, nach erlittenem ungeheuren Verluste an Menschen und Kriegsgcräth, floh gegen Eg lisa u, dann nach Schaffhau sen und über den Nh ein zurück. Zu gleicher Zeit überschritt Snwarow's Heer, vonairolo herziehend, den Gotthard, die Verbindung mit Korsakow suchend. Alle Höhen und Pässe waren von Feinden bcsezt; er bahnte blutig sich den Weg, und die friedlichen Alpenthäler erklangen vom Kampfgcschrei der Gewaffncten von der Wolga und Newa, von der Loire und Schelde (24. und 25. Sept.). Als er die Niederlage Korsakow's erfuhr, wandte er seinen Schritt östlich ge- gen Graubündien, über Klippen und Abgründe, dem Mangel und der Mühe preis, und vom siegtrunkenen überlegenen Feinde verfolgt. Aber er zog dahin, stolz und unüberwunden, nur der Nothwendigkeit, nicht dem Feinde weichend, ja diesem, wenn er sich ihm nahte — wie bei Matten Masse na und Le courbe vereinigt thaten —, mit Löwengrimm zermal- mend (10. Okt.). Also kam er nach Chur, von wannen er über Vorarl- berg nach Oberschwaben zog, und allda mit den Trümmern des korsa- kow'schen Heeres sich vereinte. §. 26. Expedition gegen Holland. Kaiser Paul trennt sich von der Koalition. Ein zweiter schwerer Schlag traf die Koalition in Holland. Dieses wichtige Land, damals von Truppen cntblös't, und von Gährung erfüllt, den
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